Nach den ausgiebigen Regenfällen gestern Abend hoffen wir auf einen höheren Donaupegel am nächsten Morgen, als wir schon um 6:00 an der Donau aufbrechen, es gibt geschätzt ein paar Zentimeter mehr, was sich an der Strömung aber gleich gar nicht bemerkbar macht.
Merklich kühler ist es zu dieser Zeit aber schon, das ist wirklich angenehm. Über uns erstreckt sich ein endlos scheinendes Wolkenfeld, nur am Horizont leuchtet gelb der Himmel über Ungarn.
Nach nur einer Stunde erreichen wir Esztergom, eine berühmte Kurthermalstadt mit ihrer mächtigen Basilika. Wir fahren in einen Altarm der Donau ein, der mitten durch die Stadt führt und heute als Kleinhafen genutzt wird. Von dort aus sind es nur wenige Gehminuten zum Zentrum, wo wir an einer Bistro-Bar frühstücken. Noch ein paar Liter Getränke und Backwaren gekauft und es kann weiter gehen. Begleitet vom Geläut der Glocken der Basilika paddeln wir um 8:45 Uhr weiter. Bald tauchen links die bewaldeten Züge des Gebirges auf, um das sich die Donau am Donauknie schlängelt.
Doch zuerst einmal begegnen uns erstmals zahlreiche Kanuten und Kajakfahrer, die teilweise stromaufwärts unterwegs sind. Wie glücklich schätzen wir uns mit der Strömung paddeln zu können, auch wenn diese oft nicht sehr hoch ist. Auch eine Fatamorgana Insel war für kurze Zeit im Fluss schwebend zu sehen.
Die Begegnung mit einem Tragflächenboot gehörte nicht zu unseren Vorlieben, denn obwohl wir echt weit ausserhalb der markierten Fahrrinne paddeln, hält der Kapitän voll auf uns zu, nur um wenige hundert Meter vor uns abzudrehen. Das hatten wir schon zwischen Wien und Bratislava erlebt, es scheint unter den Kapitänen ein Volkssport zu sein alle kleinen Wasserfahrzeuge samt Insassen zu erschrecken und
anschließend durch gehörigen Wellengang in Bedrängnis zu bringen. Sollte ich künftig irgendwann einmal an Bord beim Käptn‘s-Dinner auf solch einen Seebären treffen, dann hau ich ihm eines über seinen Schädel und zwinge ihn ein Kajak zu besteigen, das von der Wasserfläche bis zur Bootsoberkante gerade einmal 25 cm Freiheit aufweist und dann rausche ich mal mit Hochgeschwindigkeit auf ihn zu und decke ihn mit Wellen ein, die einen Meter hoch sind.
Gegen Mittag tauchte erstmals die Burg Visegrad auf dem Hügel am rechten Ufer auf und damit auch zahlreiche Ausflugsschiffe und Flusskreuzfahrtschiffe. Wir mussten nun mehrmals zwischen ihnen und chaotisch hin und her fahrenden Fähren die Uferseite wechseln, um nicht allzu sehr durch Wellengang in Seenot zu geraten. Glücklicherweise war die Strömung des Flusses extrem gering geworden an diesem Abschnitt der Donau.
Der Blick zurück stromaufwärts belohnte dafür mit einem Panorama aus bewaldeten Hügeln, dem mittlerweile gewaltigen Strom flankiert von den historischen Bauwerken um Visegrad.
Irgendwie erinnerte das an die Gegend der Wachau, welche wir vor 2 Jahren durchfahren hatten, nur eben mit weit mehr Wasser in der blauen Donau.
Bald schon änderte sich die Landschaft vor dem Bug der andawari erneut, es wurde wieder urtümlicher, wir bogen von der großen Schifffahrtsstraße in die stromabwärts rechts parallel dazu verlaufende Szentendre-Donau ein und legten eine Mittagspause in Kisorosz am Anfang der Szentendre-Donau ein. Es gab um 12:00 Uhr eine Pizza, die fast nicht zu bezwingen war.
Wir legten gegen 14:30 Uhr wieder los und paddelten weiter auf dem 31,5 km langen und bis auf Wasserskifahrer und angeberische Sportbootfahrer ruhigen Seitenarm. Bei unserer Pause entdeckte Thomas am gegenüberliegenden Ufer sogar eine Wildsau, welche seelenruhig am Strand entlang schlenderte bis sie panisch ins Unterholz flüchtete, weil ein Fischreiher etwas unvermittelt aufflog. Die Strömung des Szentendre-Arms ist nicht sehr hoch, also mussten wir nahezu die gesamte Strecke erpaddeln und dazu waren von jedem von uns ganze 157 komplette Paddelschläge links und rechts notwendig, um nur einen einzigen Kilometer zurück zu legen. Dabei schafften wir etwa 5 km pro Stunde. Ab und zu wurden wir von Canadiern oder anderen Kanuten überholt, die unwesentlich schneller waren, aber auch nicht den ganzen Tag auf der Donau unterwegs waren.
Gegen 18:00 Uhr war für uns die Gelegenheit am Campingplatz auf der Pap-Insel eine Hütte für die Nacht zu ergattern und wir kauften noch - wie jeden Tag - Getränke, Bananen, sowie einige Backwaren für‘s Frühstück am nächsten Morgen.