Kurz nach 12:00 Uhr Mittags ließen wir unser neu erworbenes Kajak das erste Mal zu Wasser, um es an der Quelle der Singold in Waal / Bayern zu taufen. Es erhielt den Namen „andawari“, einer altnordischen Gottheit, dem Sohn des Odin, welcher in Gestalt eines Zwerges als Hecht einen Wasserfall bewohnte...
Die Bootstaufe wurde nach der seemännischen Tradition standes-
gemäß mit Sekt vorgenommen, anschließend der Name enthüllt und dann erst bestiegen wir unser Kajak, um zur ersten Etappe auf-
zubrechen, die uns von der Quelle in Waal flussabwärts bis nach Holzhausen bringen sollte.
Zunächst jedoch warteten
einige kleine Hindernisse
darauf von uns überwunden
und unterfahren zu werden.
So mussten wir schon nach
wenigen Metern aussteigen,
um unter der ersten Brücke
hindurch zu gelangen, wo-
bei wir skeptisch von ein
paar Enten beobachtet wurden, die soetwas noch nie gesehen zu haben schienen, ebenso wie all die aufgeschreckten Forellen des Baches, die immer einen halben Meter Abstand zum Bug hielten, um dann urplötzlich seitlich am Boot vorbei zu flitzen. Nachdem wir einige Brücken, teils im Boot sitzend, teils am Ufer entlang gehend, passiert hatten, legten wir unseren ersten planmässigen Halt am Doktorhaus zum Phototermin ein. Die Singold fließt direkt durch Waal hindurch, nur kurz unterbrochen von einer etwa 100m langen unterirdisch kanalisierten Strecke; wir trugen unser Boot an der Straße entlang und setzten es danach an der Wassertret-
stelle wieder ein. Immer wieder er-
regten wir bei Passanten mehr oder weniger großes Aufsehen, da vermutlich noch nie ein Boot die Singold in Waal befahren hatte.
Noch mehr Erstaunen erzeugte dann jedesmal unsere Antwort zu der meist gestellten Frage, was unser Ziel sei, nämlich „das schwarze Meer!“ Ein paar Mal noch mussten wir an diesem Tag jene Frage beantworten, ebenso wie wir einige Male das Boot aus dem Bach befördern mussten, um es nach einem Wehr wieder zu Wasser zu lassen. Am nördlichen Ortsende von Waal nach einer Mühle treidelten wir wegen Niedrigwasser einige hundert Meter unser Kajak, aber schon bald darauf hatten wir wieder eine Handbreit Wasser unter‘m Kiel und wir setzten unsere Fahrt bei herrlichem Sonnenschein fort. Der Bach führte am Dorf Bronnen vorbei und mäandrierte durch die angrenzenden Wiesen; es war mittlerweile schon kurz nach 15:00 Uhr und die Sonne lachte vom blauen Himmel auf uns herab als wir in der Ferne den Ruf eines Kuckucks vernahmen. Etwa über eine Stunde später erreichten wir
ein kleines Wäldchen, der Kuckuck war längst verstummt und wir hingegen heilfroh mal ein klein wenig Schatten abzubekommen. Wir unterquerten die A96 Lindau-München wussten nun wieder wo wir uns gerade befanden, denn lange schon waren wir auf keine Ortschaft oder bekannte Straße mehr getroffen. Kurz darauf ga-
belte sich der Bach und wegen der nun verminderten Wassermenge mussten wir erneut unser Boot mehrere Male treideln oder es so-
gar den Bachlauf entlang tragen, was zuvor auf dem Wiesengrund schon anstrengend genug war, nun im Wald jedoch wirklich heftig wurde. Wie froh waren wir, als kurz nach 17:00 Uhr das Dorf Holzhausen vor uns lag; zwar mussten wir wieder einmal an einer Mühle mit Stauwehr die andawari aus dem Bachlauf heben und um-
setzen, aber von nun an sollte die Singold wieder durch Wiesen
und nicht durch Wälder strömen. Ein paar Enten schwammen unserem Kajak voran als wir am Orts-
ausgang auf das Bauwerk
eines sehr geschäftigen Bibers trafen, der die am Ufer wachsende Birke gefällt hatte, welche uns jetzt unseren Weg versperrte. Es galt ganz rechts am Ufer entlang und leider auf der strömungsabgewandten Seite des Baches den nur knapp unter Wasser befindlichen Teil des schräg in der Singold liegenden Baumes zu überqueren. Da uns nur wenige Zentimeter für dieses knifflige Manöver blieben und die Strömung unser Boot leider direkt auf den über Wasser liegenden Teil des Baumstammes lenk-
te mussten wir ja scheitern. Das Kajak wurde seitlich zum Strom an den Baumstamm gedrückt, lief voll und wir erhielten Neptuns Taufe an Ort und Stelle. Damit war unsere Tagesetappe zu Ende. Wir hängten unsere nassen Kleider an einen noch nicht vom Biber gefällten Baum, riefen ein Taxi und fuhren nach knapp 9 Fluss-
kilometern nach Hause.