Schwabmünchen - Augsburg - Rain
 
 
Unsere erste „große” Etappe, welche uns erstmals über zwei Tage lang in unserem Kajak halten sollte, zugleich die erste Stadt-durchquerung und den Abschied von der Singold
beinhalten sollte, lag nun vor uns. An einem
herrlich sonnigen
Mittwochvormittag
reisten wir nach
Schwabmünchen, um
vom letzten Aus-
stiegspunkt aus unsere Fluss-Reise die Singold hinab fortzuführen. Der Wetterbericht versprach 2 auf-einanderfolgende Tage perfekteste Bedingungen und so ließen wir unser Boot gegen 10:00 Uhr zu Wasser und paddelten los Richtung Augsburg
nach Großaitingen, wo wir kurz an einem Rast- platz direkt am Ufer Pause machten, da die bisherige Etappe durch ständiges Um-setzen unseres Kanus wegen unzähliger, viel zu nied-riger Brücken gekennzeich-net war. Nachdem wir uns nun gestärkt hatten ging es weiter durch Wehringen mit zahllosen Mühlen, Wehren und Wasserfällen, die unser zügiges Fortkommen nicht unerheblich behin-derten. In Bobingen
durchquerten wir
den Industriepark

und fanden uns un-
vermittelt zwischen
Hallen, Rohren und
Eisenbahnschienen
wieder. Die Stadt
Bobingen selbst


                                 war
                                 bei-
                                 nahe
                                 vor-
                                 über, als Reinhold in weiter
                                 Ferne ein Boot entdeckte, das
                                 erste Wasserfahrzeug, dem wir
                                 auf unserer Tour begegneten
war ein Schlauchboot bei Inningen! Die Singold machte nun um einen Golfplatz einen großen Bogen, wir folgten ihr zwangsweise und bevor wir es uns versahen hatten wir die Stadtgrenze von Augsburg passiert. In Göggingen (bei der Raudaustraße) unter-querte die Singold ein letztes Mal eine breite Strasse und auch auf Grund eines für uns unpassierbaren Wasserfalls mussten wir unser Boot erneut einige Meter auf dem Landweg zu der nächsten geeigneten Einstiegs-stelle tragen. Diese letzten Flußmeter der Singold standen uns bevor und schon traf von rechts der Fluss Wertach auf uns. Es war bereits halb Neun am Abend, wir wollten mal sehen wie weit wir denn so kommen würden. Wegen eines weiteren Kraftwerks beschlossen wir nun in den parallel verlaufenden Fabrikkanal zu wechseln, der hatte zudem noch eine ganze Menge mehr Wasser, denn die Wertach war recht breit und dafür je-doch wenig tief geworden, wir hatten mehrmals unserern Kiel auf Grund gesetzt. Kurze Zeit darauf entdeckten wir am Ufer einen Biergarten, die „Kulperhütte”, der uns magisch anzog. Wir nutzen die Gelegenheit und stärkten uns bei einer leckeren
              Brotzeit. Nun ging es vor-
              bei am Rosenau-Stadion und
              weiter den Kanal hinunter,
              bis uns noch ein Kraftwerk
              zwang erneut das Boot über
              Land zu bringen. Es wurde
              beschlossen jetzt auf der
              parallel zum Kanal verlau-
fenden Wertach unser Glück zu versuchen,
aber der Tiefgang dort war bescheiden,
wir liefen oft auf Grund und da es bereits kurz vor 22:00 Uhr geworden war, fassten wir den Beschluss, direkt in der Stadt bei der Luitpoldbrücke auf dem schmalen Grünstreifen zwischen Kanal und Wertach unser Zelt aufzuschlagen und dort zu über-nachten. Den Lärm des nahen Hauptbahnhofs, sowie der Pferseer Straße nahmen wir gar nicht mehr wahr, als wir kurz darauf er-ledigt von der bis dahin größten Tagesstrecke einschlummerten.
 
Schwabmünchen - Augsburg - Rain a. Lech
Mittwoch, 4. Juli 2012
26,1 km 11:30 h
Donnerstag, 5. Juli 2012
Am nächsten Morgen begannen wir unseren Tag um 5:40 mit einem ausgiebigen Frühstück vor dem Zelt, begleitet
von Vogelgezwitscher und den ersten Frühsport-
lern Augsburgs. Noch etwas benommen verwechsel-
te
 ich die Wertach
mit dem Lech... je-
doch war ich schon
wach, während Rein-
hold noch mit der Morgenmüdigkeit kämpfte.
Das Zelt
hatten
wir ganz
geschickt
zwischen Sträuchern aufgeschlagen, so-
daß es vom nahen Fußweg durch den Park
             nicht gesehen wurde. Es
             war auch nicht besonders groß, gerade so, daß zwei
             Personen Platz fanden. Das Boot verschnürten wir
             am Zelt, somit war alles diebstahlsicher vertäut.  Der Start im Kanal verlief
problemlos, auch wenn das Ufer am Einstieg recht steil war. Be-
reits um kurz vor sieben Uhr waren wir wieder
unterwegs. Das imposanteste Bauwerk nach einem Wasserfall
war die stählerne Eisenbahnbrücke bei der
Bgm.-Ackermann-Strasse, unter der wir gerade
so hindurch kamen; die Brücke wurde immer
enger
und zuletzt hatten
wir wohl nur etwas mehr
als 30cm zwischen Wasser-
oberfläche und Brücken-
unterseite. Wenige Meter
weiter an der Wertachstr.
war dann für uns im Kanal
endgültig Schluss, wir
mussten mit unserem Boot raus und fanden keinen Einstieg mehr, also trugen wir die Andawari quer durch die Stadt ei-
nen halben Kilometer an verdutzt guckenden Augsburgern
vorbei bis zur Wertach. Dort
waren wir das Highlight von 2
Schulklassen, welche gerade
einen Schulausflug begannen.
 
Von nun an reihte sich ein
Wasserkraftwerk an das ande-
re und neben der brütenden
Hitze von über 30°C im Schat-
ten, war das fast stehende
Gewässer vor jedem Kraftwerk
uns echt ein Dorn im Auge.
Kurz vor Mei-
tingen begeg-
neten wir ei-
nem Trupp von
Arbeitern, die
gerade dabei
waren sämtli-
che Hochspan-
nungsmasten am
Ufer mit Rost-
schutzfarbe zu streichen -
für die müssen wir echt eine willkommene Abwechslung gewesen sein. Ein Stauwehr hingegen stellte für uns dann die will-
kommene Gelegenheit dar Rast zu machen
und unser Mittagessen zu uns zu nehmen. Die komplette Schwimmkammer im Bug der Andawari hatten wir mit Proviant gefüllt, die etwas größere Kammer im Heck bot gut Platz für unsere Kleidung, die Isomatten, Schlafsäcke und das Zelt. Beide Stauräume hielten sogar perfekt dicht!
Vor jeder Staustufe erweiterte sich nun unser Horizont, d.h.
 
das Bett des Lechs jedesmal enorm und wir waren gezwungen immer
die etwa 6 km Strecke zum nächsten Kraftwerk komplett zu paddeln,
da das Wasser an der Oberfläche dort überhaupt nicht mehr floss.
Zudem
 brannte jetzt die Sonne sengend vom Himmel, unsere mitge- führten Getränkevor- räte neigten sich dem Ende zu, sodaß wir schon die Flasche mit dem Wasser zum Zähne-putzen aufteilten. An einem weiteren Kraft-
werk fand sich glück-
licherweise ein Was-
serhahn und wir bun-
kerten sogleich 3 L frisches kühles Nass.
Dennoch war bei uns die Luft raus. Da wir vor der
Entscheidung standen entweder bei der Staustufe
in Rain am Lech unsere heutige Etappe zu beenden
oder die restlichen 6 km weiter bis zur Mündung
in die Donau und dann nochmals etwa 19 km bis zur
nächsten Stadt mit Eisenbahnanschluss (Neuburg)
                     zurückzulegen - schließlich
                     mussten wir auch an den Nach-
                     hauseweg denken - entschieden
                     wir uns dafür nicht weiter zu
                     fahren und nochmals 3 Kraft-
                     werke mitzunehmen. Um 17:10
                     Uhr machte sich Reinhold zu
Fuß auf den Weg zum Bahnhof, um über Donauwörth
und Augsburg nach Schwabmünchen zurück zu fahren,
das Auto zu holen und dann wieder nach Rain zu
fahren, damit wir das Boot aufladen konnten um in
die Heimat zurück zu kehren. Ich wartete
solange und vertrieb mir die Zeit mit Stechmücken fangen, der groben Reinigung unseres Bootes, Joggern und Hunden beim vorbeilaufen zuzusehen und der Lektüre der Werbetafel des Kraftwerksbetreibers. Trotzdem war mir während der 3,5 Stunden total langweilig.
Auf dem Weg nach Hause gerieten wir noch in einen heftigen Gewittersturm, allerdings war unser Boot auf dem Dach des Autos gut verankert und natürlich wasserdicht, glücklicherweise stellte sich unsere Entscheidung zur Beendigung der Tour in Rain als komplett richtig heraus, denn im Zelt wären wir sicher naß geworden und zudem verlief der nächste Tag anfangs eher ziemlich regnerisch, also kein Spaß, wenn man die ganze Zeit auf dem Wasser unterwegs ist.
 
38,5 km 10:30 h
                         Nach wenigen Kilometern mündete die
                         Wertach in den Lech, mitten in der
                         Wolfzahnau, dem Grüngürtel im Nor-
                         den von Augs-
                         burg. Knapp 1
km flussabwärts ging‘s unter der Autobahn
              A8 hindurch und 200m darauf
              wechselten wir in den Lech-
              kanal, da der Lech seiner
              Wassermassen beraubt nur
              noch ein wenige Zentimeter
              tiefes Rinnsal in seinem
              weiten Kiesbett war. 6 km
führte der Kanal schnurgerade Richtung
                   Norden, an Gersthofen, Langweid und Meitin-
                   gen vor-
                   bei, wo
wir Mittag machten.